Autsch! – die Sehnen 

Sehnenprobleme beim Pferd (unterstützend) mit Akupunktur und Akupressur behandeln 

Schädigungen und Verletzungen der Sehnen gehören vor allem bei Renn- und Sportpferden zu den häufigsten Ursachen für Lahmheiten. Sie sind außerdem gefürchtet, da sich Heilung und Rehabilitation oft langwierig gestalten.  

Der Sehnen- und Bandapparat stellt die Verbindung zwischen Muskeln und Knochen her und umfasst mehr oder weniger elastische Strukturen aus fibrösem Bindegewebe. Gelenke werden hierdurch stabilisiert und in einem bestimmten Maße wird kontrollierte Beweglichkeit sichergestellt. 

Sehnen und Bänder können durch Überbelastung oder Überdehnung Schaden erleiden. Je nach Beanspruchung können kleinere oder größere Faserrisse entstehen. Besonders gefährdet sind Renn- und Sportpferde und Pferde mit einem verhältnismäßig schwachen Gewebe. Sehnenprobleme werden oft durch ungünstige Hufbeschläge oder Hufbearbeitung, Fehlstellungen, Training auf zu weichem oder zu hartem Boden, ungünstiges Auffußen und Überforderung des Bewegungsapparates begünstigt. Zu unterscheiden sind akute und chronische Probleme.  

In der traditionellen chinesischen Medizin werden Sehnen und Bänder der Wandlungsphase Holz zugeordnet. Zugeordnet werden diesem Element außerdem die Meridiane Leber und Gallenblase und die zugehörigen Organe.  

Die Fähigkeit der Sehnenstrukturen, zu kontrahieren und zu entspannen, hängt von der Versorgung und Befeuchtung mit Leber-Blut ab. Ist Leber-Blut reichlich vorhanden, werden Sehnen und Bänder befeuchtet und genährt, wodurch Beweglichkeit, Flexibilität und gute Muskelaktion gewährleistet werden. Liegen Leere oder Stagnation im Bereich des Blutes vor, können diese geschwächt werden. Eingeschränkte Flexibilität und Dehnbarkeit der Sehnen und Bänder sind die Folge, was sie für Verletzungen prädisponiert 

Neben Blut spielt auch Qi – Lebensenergie – eine bedeutende Rolle. Qi ist unter anderem für Bewegung und Transport zuständig und fließt gemeinsam mit dem Blut durch die Gefäße. Wenn das Blut schlecht fließt, ist auch Qi nicht in Bewegung. Die Stagnation von Leber-Blut kann daher auch in Unbeweglichkeit mit schmerzhafter Versteifung und Verhärtung der Sehnen resultieren.  

Das Qi für Sehnen und Bänder wird grundsätzlich vom Funktionskreis Gallenblase geliefert. So ist auch der Meisterpunkt der Sehnen und Bänder auf dem Gallenblasenmeridian (Gb 34) zu finden.  

Bei Vollblütern mit Sehnenverletzungen der Vorhand, die auf der Rennbahn oder im Training entstanden sind, spielt außerdem das Element Feuer häufig eine Rolle. Feuer steht auch in Verbindung mit Geschwindigkeit, sodass viele Rennpferde dem Feuertyp in der Traditionellen Chinesischen Medizin zugeordnet werden können. Die dem Feuer zugeordneten Meridiane Herz, Dünndarm, Dreifacherwärmer und Perikard verlaufen alle entlang der Vorhand. Sie werden während starker Belastung besonders gefordert und sind daher besonders anfällig. 

In der Praxis werden die tatsächlich betroffenen Bereiche über eine ausführliche Anamnese sowie adspektorische und palpatorische Untersuchung der betroffenen Strukturen und diagnostischer Punkte ermittelt. Darauf basierend wird dann das entsprechende Behandlungsprotokoll erstellt. 

Schmerzen des Bewegungsapparats, die durch durch Qi- und/oder Blut-Stagnation ausgelöst werden, sprechen grundsätzlich gut auf Akupunktur und Akupressur an. Eine Ergänzung oder Kombination mit der schulmedizinischen Therapie ist sinnvoll.  

Der Heilungsprozess kann unterstützt und beschleunigt werden. Dennoch ist wichtig, das Pferd wegen der schnell eintretenden Schmerzlinderung nicht zu früh zu belasten und ausreichend Zeit für Regeneration und Rehabilitation zu gewähren.  

Bild: (c) Juillian Richard